Die elektrisch betriebene Schmalspurbahn St. Pölten – Mariazell – Gußwerk führt durch das Pielachtal bis an den Fuß jenes Bergwalles der Niederösterr. Voralpen heran, der vom Ötscher zur Raxalpe streichend, die natürliche Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark bildet, und überwindet diesen Bergwall in kühner Linienführung. Auf ihrem Wege, besonders aber in jenem Teile desselben, wo die Strecke dem Berggebiete in harter Arbeit abgerungen werden mußte, läßt sie den Reisenden nicht nur eine Anzahl kühner Kunstbauten, sondern auch eine Reihe prächtiger Landschaftsbilder schauen, und dieser Teil hat der Bahnstrecke auch den schmückenden Beinamen „Niederösterreichisch-steirische Alpenbahn“ eingetragen.
Bundesbahnführer für Reise und Touristik, Hans Biendl & Ludwig Sinek, Wien 1925
Geschichte:
21. Nov. 1896 | Baubeginn der Strecke St. Pölten Hbf – Kirchberg/Pielach unter Ing. Josef Fogowiz. Spurweite 760mm (Schmalspur). |
7. Juni 1898 | Erster Probezug in Kirchberg. Betrieb durch die NÖLB (Niederösterreichische Landesbahnen). |
2. Juli 1898 | Eröffnung des Teilstückes St. Pölten Hbf – Kirchberg/Pielach (31,3 km). |
Als Dampflok kam die bewährte Reihe U („U“ für Unzmarkt/Murtalbahn) von der Lokomotivfabrik Krauss/Linz zum Einsatz (Reisegeschwindigkeit 25km/h). | |
ab 1903 | Wegen der guten Auslastung für kleiner Züge wurden zusätzliche Dampftriebwagen der Firma Komarek eingesetzt (Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit auf 30 km/h |
1904 | Baubeginn des Abschnittes Kirchberg – Laubenbachmühle. |
5. Aug. 1905 | Eröffnung dieses Streckenabschnittes (Gesamtlänge knapp 50 km). |
März 1905 | Der Bau der sogenannten „Bergstrecke“ von Laubenbachmühle bis Gußwerk (Stmk.) wurde in Angriff genommen. |
17. Dez. 1906 | Der erste Güterzug sollte in Mariazell eintreffen. Er kam jedoch infolge heftiger Schneefälle nur bis Winterbach. |
19. Dez 1906 | Der erste Zug traf dann tatsächlich in Mariazell ein. |
15. Juli 1907 | Die Gesamtstrecke bis Gußwerk wurde offiziell eröffnet. |
1906 | Es wurden neue, stärkere Heißdampflokomotiven der Reihe Mh („M“ für Mariazell, „h“ für Heißdampf) in Dienst gestellt. Die Mh.6 ist heute liebevoll restauriert und ist für Sonderfahrten noch immer auf der Strecke im Einsatz. |
7. Okt. 1911 | Aufnahme des elektrischen Betriebs auf der Gesamtstrecke von St. Pölten bis Gußwerk. |
Dazu wurden 16 E- Loks (Baureihe 1099, E) angeschafft. Sie zählen zu den ersten Einphasen-Wechselstromloks. Sie sind die am längsten im Planbetrieb befindlichen E-Loks der Welt. Die Stromversorgung übernahm das zu diesem Zweck erbaute Wasserkraftwerk Wienerbruck (Stierwaschboden), ein Reserve-Dieselkraftwerk in St. Pölten (inzwischen aufgelassen). Zwei Unterwerke in Ober Grafendorf und Kirchberg speisten die Fahrspannung (Einphasenwechselstrom 6,5 kV, 25 Hz) in die Oberleitung ein. | |
1923 | Ein zweites Kraftwerk in Erlaufboden wurde in Betrieb genommen. In den 1960er- Jahren wurden die beiden Unterwerke durch je eines in Gösing und Rabenstein ersetzt. Da de Kraftwerke mehr Strom lieferten als von der Bahn benötigt, speisten sie schon damals ins Netz der EVN ein. |
15. Juli 1922 | Übernahme des Betriebs durch die Österreichischen Bundesbahnen (damals noch BBÖ) |
Ende der 50er | Umbau der E-Loks auf die heutige Form. |
29. Sept. 1988 | Einstellung des Gesamtverkehrs auf dem Abschnitt Mariazell – Gußwerk (Streckenlänge daher nurmehr 84,5 km) und des Güterverkehrs im Abschnitt Loich – Mariazell |
1995 | Der elektrische Triebwagen 4090/7090/6090 nimmt seinen Betrieb auf. |
31. Dez. 1988 | Einstellung des Güterverkehrs auf der Gesamtstrecke. |
Mai 1995 | Für den Personenverkehr auf der Talstrecke werden Dieseltriebwagen der Reihe 5090 eingesetzt (keine Toiletten!). |
Nach der Auflassung der Waldviertelbahn und des Teilstückes der „Krumpe“ ab Ruprechtshofen verkehren auch Dieselloks der Reihe 2095 planmäßig auf der Mariazellerbahn-„Stammstrecke“. | |
7. Okt 2001 | Neunzigjähriges Jubiläum der Elektrifizierung. |
Antrag auf Eintragung ins „Guinnessbuch der Rekorde“ für die Baureihe 1099 als älteste, noch im Planbetrieb befindliche E-Lok der Welt. | |
12. Dez 2010 | Die NÖVOG (Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft) übernimmt mehrere Lokalbahnen in Niederösterreich. Darunter auch die Mariazellerbahn |
3. Dez. 2011 | Der Spatenstich für das neue Betriebszentrum in Laubenbachmühle erfolgt. |
27. Okt. 2013 | Die neuen Niederflurtriebwagen „Himmelstreppe“ übernehmen den Planverkehr auf der Marizallerbahn. Die 1099er sind weiterhin am Nostalgiezug Ötscherbär im Einsatz |
Juni 2014 | Das neue Umformerwerk in Klangen wird in Betrieb genommen. Es ersetzt die Wasserkraftwerke Erlauf- und Stierwaschboden,. |
Sommer 2015 | Die Mariazellerbahn ist mit dem Betriebszentrum Laubenbachmühle ein zentraler Bestandteil der NÖ Landesausstellung „ötscher:reich“ |
3. Mai 2017 | Spatenstich für das neue Betriebszentrum St. Pölten Alpenbahnhof. Hier soll künftig der Nostalgiewagenpark gewartet werden und die Büroräumlichekeiten der NÖVOG an einem Standort konzentriert werden. |
3. Juli 2017 | Auf der Mariazellerbahn werden 110 Jahre Bergstrecke gefeiert. |